Auf zur Bank
550 Meter Weg verbinden das Innsbrucker Rathaus und die Raiffeisen-Landesbank Tirol Miteinander. Eine Strecke, die zu einem Gespräch über Stadt und Raum einlädt.
Seit 2016 ist Johannes Ortner Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG und damit oberster Raiffeisianer im Land. Seit 2018 ist Georg Willi Bürgermeister der Stadt Innsbruck und damit oberster Volksvertreter der Landeshauptstadt. Beide haben in ihren Leben und Karrieren schon viel gesehen. Viele verschiedene Orte, viel nationale und internationale Architektur. Die Entwicklung des RAIQA am Standort der RLB Tirol in der Adamgasse offenbart die gemeinsamen Ziele der beiden. Denn sowohl JOHANNES ORTNER als auch GEORG WILLI, sowohl Raiffeisen als auch die Stadt wollen in der Adamgasse eine hohe architektonische Qualität, viel Sicherheit und vor allem einen Raum schaffen, der allen Menschen offensteht. Auf dem gemeinsamen Weg vom Rathaus zur Bank sprechen die zwei über prägende Orte zwischen ihren Arbeitsplätzen.
#1 Das Rathaus
JOHANNES ORTNER: Unser Arbeitsumfeld sieht denkbar unterschiedlich aus. Die Arbeitsräume des Bürgermeisters sind passend zu Innsbruck von hohen Decken und klassischer Ausstattung geprägt, in der RLB spüre ich aktuell eher die Atmosphäre der frühen 70er. Doch auch wenn die Bauwerke unterschiedlich sind, ist der Inhalt unseres Tuns ähnlich. Als Bürgermeister gilt es, nahe an den Bedürfnissen der Menschen zu sein. Für mich als Raiffeisianer geht es darum, mit Vertrauen und Nähe die Menschen in finanziellen
Belangen zu unterstützen.
GEORG WILLI: Eine gute Beziehung zwischen einer Bank wie Raiffeisen und der Stadt ist wichtig. Nicht nur, weil jedes Unternehmen Arbeitgeber ist, sondern auch, weil man sich gerade in finanziellen Fragen häufig aufeinander verlassen muss. Dafür braucht es eine persönliche Beziehung und einen regelmäßigen
Austausch, eben auch einmal einen gemeinsam Weg wie heute. Die Stadt kann den Rahmen für eine gute Entwicklung schaffen, zusätzlich braucht es aber Menschen und Unternehmen, die diese Entwicklung angehen. Beide sind wir Personen, die gestalten wollen.
#2 Kaufhaus Tyrol
GEORG WILLI: Dieser Ort hat in Innsbruck große Tradition und seine Entwicklung hat gezeigt, dass auch aus einem ehrwürdigen Haus etwas Starkes, Neues entstehen kann. Das Kaufhaus Tyrol hat einst eine neue Ära im Einzelhandel eingeleitet. Das neue Kaufhaus aus der Feder David Chipperfields hat nicht nur das Gebäude, sondern auch die Prachtstraße davor gekonnt, aber sanft weiterentwickelt. Die Architektur hat Strahlkraft, ist dennoch aber nicht zu dominant. Spannend ist hier gerade auch der Umweltaspekt. Die Betonkernaktivierung spart CO2 und ist damit besonders nachhaltig.
JOHANNES ORTNER: Wie sensibel und dennoch markant innerstädtische Architektur sein kann, beweist das Kaufhaus Tyrol. Die Gitter- bzw. Säulen-Fassade wirkt beinahe klassizistisch, fügt sich perfekt in diese Prachtstraße ein und sagt ganz deutlich: „Ich bin die Zukunft, ich bin von heute.“ Man will unbedingt hineingehen. Gerade dass sich das Rathaus als Altbau und das Kaufhaus Tyrol als Neubau gegenüberstehen, mit der Annasäule dazwischen, schafft eine starke städtebauliche Atmosphäre.
#3 Lichtinstallation 47,16°Nord
JOHANNES ORTNER: Kunst im öffentlichen Raum ist häufig geprägt von Skulpturen. Das klassische
Reiterstandbild finden wir beispielsweise in vielen Städten Europas. Doch es gibt auch andere Zugänge, die gut umgesetzt neue Akzente bringen und die Menschen in das Kunstwerk mit hereinholen. Mir gefällt zum Beispiel die Lichtinstallation 47,16°Nord der Sparkasse, weil das Werk unerwartet in einer sonst dunklen Passage auftaucht. Die Elemente verändern sich und so entsteht immer wieder etwas Neues. Mit einem neuen Art-Space wird Kunst auch im RAIQA eine große Rolle spielen.
GEORG WILLI: Dieser Gang ist zum Magneten geworden, auf Instagram und allen Social-Media-Plattformen finden sich unzählige Bilder mit Touristen und dieser Wand. Es zeigt, dass gute Lösungen große Akzeptanz finden und Kunst nicht eine Sache für einige wenige ist. Der öffentliche Raum gehört uns allen, und deshalb soll Kunst im öffentlichen Raum für möglichst viele ansprechend sein, möglichst viele bewegen oder möglichst viele zum Denken anregen.
#4 BTV Stadtforum
GEORG WILLI: Dieser Platz ist städtebaulich stimmig inszeniert. Die Spannung, die der moderne Bankbau der BTV mit dem historischen Gebäude daneben erzeugt, und der spezielle Bodenbelag machen aus der Gilmstraße einen sehr ansprechenden und modernen Ort. Sie ist zudem wie die Adamgasse, in der Raiffeisen sitzt, eine wesentliche Verbindung in die Innenstadt.
JOHANNES ORTNER: Die Architektur an diesem Ort ist klar und mächtig. Das Spiel der Betonelemente mit dem Glas und der reinweißen Fassade passt zum Raum und vor allem auch zum Inhalt des Gebäudes. In der Architektur finde ich es wichtig, dass das Haus auch zum Bewohner passt. Raiffeisen denkt anders als andere Unternehmen oder Banken, weshalb unser neues Quartier und unsere neue Bank eine andere Atmosphäre ausstrahlen werden. Aber gelungen ist dieser Ort allemal und in Sachen moderner Architektur sicherlich einer der gelungensten der Stadt.
#5 Boznerplatz
JOHANNES ORTNER: Mehr als 10.000 Menschen gehen täglich vom Hauptbahnhof durch die Raiffeisen-Passage und landen am Boznerplatz an. Für Raiffeisen ist dieser Ort aufgrund der Nähe besonders
wichtig. Und auch für Innsbruck ist dieser Raum prägend. Es gibt hier ein Spannungsverhältnis zwischen Klassik und Moderne, aber auch zwischen urban und grün. Alles Elemente, die wir im RAIQA wiederfinden werden. Neue Architektur mit urbanem Grün zu verbinden, ist spannend. Und alles, was den Boznerplatz aufwertet, wird auch dem Umfeld guttun. Über keinen Platz in Innsbruck gehe ich öfter.
GEORG WILLI: Der Boznerplatz ist einer der großen Entwicklungsflächen der Stadt. Er ist der erste wesentliche städtische Raum, der Besucher vom Hauptbahnhof kommend empfängt. Daraus
müssen wir mehr machen. Meine Ideen reichen hier weit. Eine Ausweitung der Fußgängerzone oder generell weniger Verkehr zum Beispiel.
#6 Adamgasse-RLB
GEORG WILLI: Das neue Quartier, das Raiffeisen in der Adamgasse entwickelt, wird zu einer starken Entwicklung des gesamten Viertels beitragen. Heute ist diese Straße und der Platz der RLB geprägt durch Arbeit. Mit Abschluss der Arbeiten wird hier viel Offenheit, Sicherheit und Freundlichkeit entstanden sein. Darauf bin ich als Bürgermeister genauso gespannt wie die vielen Passanten, die hier tagtäglich vorbeimarschieren. Das Projekt ist visionär und als Stadt freut es uns, dass sich Raiffeisen diesem Ort nachhaltig und mit hohem Qualitätsanspruch annimmt.
JOHANNES ORTNER: Vor 50 Jahren war unser Haus in der Adamgasse eines der modernsten Innsbrucks. Der Zahn der Zeit hat daran genagt. Aber anstatt nur kleinteilig zu adaptieren oder zu sanieren, wollen wir etwas schaffen, das einen Mehrwert für alle Menschen bringt, die an diesem Ort vorbeikommen. Und das sind viele. Die Adamgasse und DAS RAIQA mit der Raiffeisen-Passage werden als eine Spange zwischen Bahnhof und Innenstadt fungieren und die Menschen persönlich und offen empfangen. Hier kann man zukünftig gut ankommen und am Nachhauseweg den Tag fein ausklingen lassen. An diesem Ort soll spürbar werden, wofür Raiffeisen steht: für Nähe und Vertrauen.