Sabine Robra und Dominik Kornthaler von der Universität Innsbruck begleiten wissenschaftlich das SocialUrban-Mining-Projekt in der RLB. Sie erforschen den ökologischen Wert und die Möglichkeiten des Rückbaus.
Sie erforschen das Rückbau-Projekt der RLB in der Adamgasse. Wie genau kann man sich das vorstellen?
SABINE ROBRA: Wir beleuchten den Rückbau aus wissenschaftlicher Sicht bezüglich der Umweltfolgen, die bei den einzelnen Prozessen entstehen. Wir erörtern, welche davon vermieden werden können und was für Möglichkeiten zur Wiederverwendung oder zum Recycling die beim GebäudeRückbau anfallenden Materialien bieten. Am Ende geben wir einen umfassenden Bericht darüber ab.
Wie würden Sie Urban Mining definieren?
DOMINIK KORNTHALER: Material aus alten Häusern wurde schon immer in neue eingebaut, weil es eine gute und wertvolle Ressource ist. Ein historisch bekanntes Beispiel sind die Trümmerfrauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Urban Mining geht aber weiter und zielt darauf ab, die Stadt als Mine zu sehen, so viel Sekundärrohstoff wie möglich schon beim Rückbau zu gewinnen und Abfall tunlichst zu vermeiden.
Wieso ist das wichtig?
DOMINIK KORNTHALER: Die Baubranche verursacht sehr viel Abfall. Dieser muss kostenpflichtig deponiert werden. Um zu den Deponien zu gelangen, müssen zum Teil weite Wege gefahren werden, was wiederum mit dem Verbrauch Trendwende Ein Interview mit Sabine Robra und Dominik Kornthaler von der Universität Innsbruck von Haris Kovacevic Sabine Robra und Dominik Kornthaler von der Universität Innsbruck begleiten wissenschaftlich das SocialUrban-Mining-Projekt in der RLB. Sie erforschen den ökologischen Wert und die Möglichkeiten des Rückbaus. fossiler Rohstoffe in Form von Diesel und damit zusammenhängend einer zusätzlichen CO2 -Belastung einhergeht. Dies stellt darüber hinaus eine Belastung für die Umwelt dar. Die Menschen haben verstanden, dass das unser Planet nicht mehr lange aushält. Daher ist auch in der Baubranche eine Ökologisierung festzustellen.
SABINE ROBRA: Aus meiner Sicht ist eine Ökologisierung der Gesellschaft schon mindestens seit den 1970er Jahren immer stärker zu beobachten. Dies hat mit verschiedenen Gesetzen zur Rückgewinnung von Rohstoffen seinen Einzug in unseren Alltag gehalten. Zum Beispiel wurden Gesetze zur Getrenntsammlung und Verwertung von Altpapier und Altglas bereits mit dem deutschen Abfallwirtschaftsprogramm von 1975 angestoßen. Seither ist die Getrenntsammlung von Altstoffen und Bioabfällen für die meisten von uns zur Routine geworden. Es ist erfreulich, dass sich seit einiger Zeit auch die Baubranche zunehmend an diesen Erfahrungen orientiert.
Kann man also sagen, dass auch im Bauwesen gerade eine Veränderung des Mindsets stattfindet?
DOMINIK KORNTHALER: Durchaus. Und durch Projekte wie dieses in der Adamgasse wird das weiter gefördert. Menschen müssen verstehen, dass es nicht immer neuer, größer und schöner sein kann. Denn unsere Welt ist endlich, und so sind es auch ihre Ressourcen. Wir könnten aber auf bereits verwendete zurückgreifen – zum Beispiel bei Edelmetallen und seltenen Erden in alten Handys. Das wäre auch wirtschaftlich klug.
Wird Urban Mining in Zukunft, Ihrer Meinung nach, die Regel und nicht die Ausnahme sein?
DOMINIK KORNTHALER: Ich gehe davon aus, dass wir uns den Abfall aus dem Bauwesen zukünftig immer weniger, sowohl ökologisch wie auch wirtschaftlich, werden leisten können. Also, ja.
SABINE ROBRA: Das Ziel sollte auf jeden Fall sein, schon in näherer Zukunft so weit zu kommen, dass die zu deponierenden Bauabfallmengen so weit wie möglich reduziert werden. Dafür müssen die Baustoffe homogener werden und Kenntnisse der verbauten Materialien insgesamt transparenter. Dann kann man nämlich viel mehr davon wiederverwerten.