Das Bankgeschäft ändert sich rasant. Die klassische Bankfiliale wird von manchen Branchen-Insidern sogar komplett infrage gestellt. Nicht so bei Raiffeisen. Neben Digitalisierung zählen die persönliche Begegnung und Beratung sowie das Gespräch von Mensch zu Mensch zu unverzichtbaren Grundwerten. Die Raiffeisen-Landesbank Tirol hat deshalb für den Umbau ihres neuen Hauptgebäudes einen ungewohnten und zugleich zukunftsweisenden Zugang gewählt: Die Vision ist es, neben der Revitalisierung eines in die Jahre gekommenen Gebäudes, eine innovative Quartiersentwicklung zu realisieren und ein Quartier in Innsbruck Mitte zu schaffen, das allen offensteht und zum Dialog, Verweilen und Wohlfühlen einlädt. Die Entscheidung für den Entwurf des Wiener Architektenbüros Pichler & Traupmann fiel im Rahmen eines Wettbewerbs, zu dem die RLB Tirol 16 regionale, nationale und internationale Architekturbüros eingeladen hatte (15 davon haben teilgenommen). Eine Jury aus Vertretern der Stadt Innsbruck, der Architektenkammer, der Bank sowie Bauexperten entschied sich im März 2019 für zwei Finalisten, Pichler & Traupmann und Iris Reiter. Im Zuge einer weiteren Konkretisierung der beiden Projekte erhielten Pichler & Traupmann nun den Zuschlag.
Bankgebäude als Begegnungszone
Diese Entscheidung bedeutet für die Raiffeisen-Landesbank Tirol einen wesentlichen Schritt von der Vision zum konkreten Projekt, der Neugestaltung des Bankgebäudes und der damit verbundenen Entwicklung eines innovativen Quartiers im Herzen Innsbrucks. Auf dem Areal, das aktuell fast ausschließlich als Bank genützt wird, soll ein Ort entstehen, der neben der modernsten Bank des Landes auch ein Vier-Sterne-Hotel, Gastronomie, Shops, einen neuen Art-Space und Seminar- und Veranstaltungsmöglichkeiten bieten wird. Das alles in einem innovativen Urban-Sharing-Konzept, bei dem die Flächen im Quartier von mehreren Nutzern gemeinsam bespielt werden.
Modernes Miteinander
„Der Entwurf von Pichler & Traupmann macht genau jene Offenheit, Gastfreundschaft und gelebte Regionalität spürbar, die uns wichtig ist“, betont Dr. Johannes Ortner, Vorstandsvorsitzender der RLB Tirol. „Wir verstehen DAS RAIQA als lebendiges Quartier im Herzen der Stadt, als einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität, der gemeinsam genutzt und gemeinschaftlich entwickelt wird.“ Das Gebäude ist dabei mehr als nur ein „Bankhaus“ – es soll vielmehr ein Ort entstehen, an dem sich Bankgeschäft und Kaffeehausbesuch ebenso verbinden lassen wie Hotelaufenthalt und Kunstgenuss. Ein Ort, an dem sich Einheimische wie Gäste gleichermaßen wohlfühlen sollen und der Menschen mit unterschiedlichsten Ansprüchen einen angenehmen Platz zum Leben und zum Arbeiten bietet. „Wir wollen als Bank dort sein, wo die Menschen sind, schließlich ist Raiffeisen an diesem Standort seit über 50 Jahren tätig und der Mensch stand immer im Mittelpunkt“, so Ortner.
Hybrides Gebäude für verschiedenste Anforderungen
Vom Südtiroler Platz zum Bozner Platz – für Christoph Pichler und Johann Traupmann bildet DAS RAIQA einen Dreh- und Angelpunkt am Eingang zur Stadt und eröffnet ein Netzwerk unterschiedlicher Beziehungsfelder. Die Architekten verstehen die Bank in ihrem Entwurf als Gastgeberin für Dienstleistungen, für Kunst, Kultur und Genuss und sehen das Bankengebäude als Plattform für vielschichtige Begegnungen. Das von ihnen entworfene hybride Gebäude soll den verschiedensten Anforderungen der Besucher – Mitarbeiter der Bank, aber auch Hotelgäste sowie Besucher von Gastronomie oder Shops – gerecht werden. „Zentrale Idee ist es, den Kern des Gebäudes, die wunderschöne, weit gespannte Stahlbeton-Skelettstruktur des Hochhauses, herauszuschälen, von ihren Lasten im wahrsten Sinn des Wortes zu befreien und als frei bespielbare Raumstruktur zum Atrium und zur Halle des hybriden Gebäudekomplexes zu machen“, erläutert Christoph Pichler. „Der vormals dicht genutzte Raum wird zum Leerraum, die Gebäudestruktur des alten Bankgebäudes wird zur Identifikationsstruktur der neuen Bank als Gastgeberin.“ Es soll Raum geschaffen werden, der allen offensteht – für Austausch und Begegnung, zur Benützung und Bespielung. „Zwischen Südtiroler Platz und Adamgasse entsteht eine Plaza, die sich trapezförmig bis auf die volle Breite des gegenüberliegenden Gebäudes der Nationalbank öffnet“, ergänzt Johann Traupmann. „Der Raum des Stahlbetonskeletts wird zur Bank- und Hotellobby, zur gemeinsamen Halle sowie zu einem Teil des Art-Space. Um diese Struktur herum lagern sich alle Funktionsbereiche vielschichtig an.“
Der hybride Charakter des Gebäudes zeigt sich nicht nur in seinen vielfältigen Nutzungsformen, sondern auch in der Materialwahl – im Kontrast zur vorhandenen Stahlbeton-Skelettstruktur kommt der nachhaltige Baustoff Holz zum Einsatz.
Wertvoller Impuls für Stadtentwicklung
Erfreut über die Entwicklung zeigt sich Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi, geht mit dem Projekt DAS RAIQA doch auch eine deutliche Aufwertung und Attraktivierung des gesamten Areals einher. Mehr als 10.000 Passanten queren täglich das Gelände der RLB Tirol in Richtung Bozner oder Südtiroler Platz, die Bedeutung dieser fußläufigen Verbindung ist hoch und eine qualitätsvolle Entwicklung dieser Hauptschlagader hat deshalb auch für den Bürgermeister hohe Priorität. „DAS RAIQA – Quartier Innsbruck Mitte erfüllt von sich aus alle Ansätze, die auch wir als Landeshauptstadt verfolgen“, so Georg Willi. „Mit unserem ,Leitbild Geschäftsviertel‘ möchten wir die Verbindung für Fußgängerinnen und Fußgänger stärken, den Bozner Platz als Zentrum ausbilden und allgemein die Lebensqualität erhöhen.“ Ziel sei die Gestaltung eines lebendigen Geschäftsviertels im Herzen von Innsbruck, in das viele Menschen den Weg finden. „Gerade räumliche Vielfalt macht dabei den Stadtraum interessanter und damit attraktiver für alle Nutzerinnen und Nutzer“, erläutert Innsbrucks Bürgermeister. DAS RAIQA ist außerdem ein kräftiger Impuls für den Wirtschaftsstandort Innsbruck, am Areal entstehen mehr als 100 zusätzliche Arbeitsplätze.
„In enger Abstimmung mit der Stadt Innsbruck haben wir auch großen Wert auf eine ressourcenschonende und nachhaltige Gebäudeentwicklung gelegt und setzen beispielsweise auf eine umfassende Begrünung im Innen- und Außenbereich sowie einen verantwortungsvollen Einsatz nachhaltigen Materials“, erklärt Dr. Johannes Ortner.
Die Gesamtkosten der Quartiersentwicklung belaufen sich auf 140 Millionen Euro – 70 Millionen davon werden in eigengenützte Flächen investiert, die andere Hälfte wird fremdgenutzt und durch Vermietung langfristig wieder zurückverdient. Der Startschuss der Bauarbeiten erfolgt im Juli 2020, der Abschluss des Projekts ist für 2023 geplant. Während der Dauer der Bauarbeiten wird der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Ersatzquartier in Neu-Rum übersiedeln. Alle Bankdienstleistungen werden in Ausweichquartieren in unmittelbarer Nähe (Bankstelle Bozner Platz und Beratungszentrum Südtiroler Platz) angeboten.
Über Pichler & Traupmann
Das Wiener Architekturbüro Pichler & Traupmann Architekten wurde 1992 von Christoph Pichler und Johann Traupmann gegründet und hat seither vielfältige Bauaufgaben unterschiedlichster Typologien wahrgenommen. Eines der jüngsten Projekte war die Gestaltung der 29.000 m² großen ÖAMTC-Zentrale in Wien.
Christoph Pichler, geb. 1964, studierte Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien sowie an der Harvard University, USA. Seit 1992 unterrichtet er, zunächst als Universitätsassistent, ab 1996 als Lehrbeauftragter, an den Technischen Universitäten in Wien und Graz.
Johann Traupmann, geb. 1958, studierte Theologie in Wien sowie Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Seit 1992 unterrichtet er, zunächst als Lehrbeauftragter, seit 2002 als Assistenzprofessor, an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Studio Zaha Hadid 2000 bis 2015, Studio Kazuyo Sejima 2015 bis 2019, seit Herbst 2019 Studio Díaz Moreno und García Grinda).
Ausstellung Architekturwettbewerb DAS RAIQA
Alle Innsbruckerinnen und Innsbrucker sind eingeladen, die Entwicklungen rund um das künftige RAIQA im Herzen der Stadt schon jetzt kennenzulernen. Alle Entwürfe und Modelle der teilnehmenden Architekturbüros sind im Rahmen einer Ausstellung zu sehen.
Wo: In der Raiffeisen-Landesbank Tirol, Adamgasse 1-7, 6021 Innsbruck (Foyer der Schalterhalle bzw. auf der
RLB Kunstbrücke im ersten Stock)
Wann: 16. Jänner bis 14. Februar 2020
Fotos
Pressefotos stehen Ihnen im Pressebereich zum Download zur Verfügung.
Magazin Q
Während des gesamten Bauprozesses gibt die RLB Tirol zweimal jährlich ein Magazin heraus, um über das Quartier und den Stand der Arbeiten sowie die Inhalte im neuen RAIQA zu informieren.
Die Print-Ausgabe Q#2 erscheint Ende Jänner 2020, einige Inhalte stehen bereits jetzt im Magazinbereich zur Verfügung.